Dieser Satz hat mich im ersten Moment befremdet. Schließlich
sehe ich mich als Führungskraft als Servant Leader und passe so durchaus in die
Rolle des OKR-Masters. Auch dieser nimmt die Rolle des Servant Leaders ein. Für
mich sehe ich dabei keinen Rollenkonflikt.
Kurz darauf las ich den Artikel von Simon Flossmann zur
Groan Zone und in diesem Moment kam mir der Satz „Nach Möglichkeit sollte der OKR-Master
keine Führungskraft sein!“ wieder in den Sinn und ich reflektierte mein eigenes
Verhalten. Nutze ich meine Führungskraft-Autorität, um meine Meinung
durchzudrücken? Wie gehe ich vor, sobald die Diskussion mal wieder in der Groan
Zone feststeckt? Beende ich die Diskussion mit einer Führungsentscheidung?
Sicherlich haben wir uns alle bereits mal dabei „erwischt“,
wie wir endlose Diskussionen mit einem Machtwort beenden wollen. Gerade zu
Beginn meiner persönlichen agilen Transformation bin ich auch gerne mal in
diese Falle getappt! Auf der anderen Seite habe ich oft Teams in Anwesenheit
der Führungskraft erlebt, die ständig auf den Chef geschielt haben. Ist der
Chef begeistert, klatsche ich mit - jeder kennt noch den Sparkassen-Werbespot
mit den Fähnchen.
Ich möchte heute von einem Negativ-Beispiel erzählen,
welches ich in früheren Jahren mal erlebt habe. Ich war Teil einer Kommission,
welche Verbesserungsvorschläge der Mitarbeitenden im Unternehmen bewertet hat.
Welcher Vorschlag ist umsetzbar? Welcher kann mit einer Prämie belohnt werden?
Welcher findet keinen Anklang? Die Kommission hat sich jeden einzelnen
Vorschlag genau angeschaut und mit viel Engagement beurteilt. Die Entscheidung
der Kommission wurde im Anschluss dem Abteilungsleiter vorgelegt. Was ist nun
passiert? Dieser interessierte sich nicht für den Kommissionsvorschlag und traf
seine alleinige Entscheidung! Ich brauche nicht erwähnen, dass ich so schnell
wie möglich aus diesem Gremium ausgetreten bin… die Motivation war schnell
erledigt… wer braucht schon Pseudo-Mitbestimmung? Daran muss ich heute immer
wieder denken und messe an diesem Beispiel auch gerne meine eigene
Handlungsweise.
Doch wie schafft es eine Führungskraft, das Team in der
Entscheidungsfindung nicht zu behindern oder darüber hinaus zu unterstützen,
ohne Top-Down-Entscheidung?
Der Schlüssel zum Erfolg liegt für mich im Rollenverständnis
der Führungskraft. Werde ich selbst als Top-Down-Entscheider mit
Command&Control wahrgenommen oder nimmt mich das Team als Gleicher unter Gleichen
wahr und ist ermutigt eigene Wege zur Entscheidung gehen und nicht der
Chef-Meinung zu folgen? Wenn ich die Rolle eines Servant Leaders jeden Tag, in
jeder Situation vorlebe, verliert das Team ganz automatisch die Angst davor,
gegen den Chef zu stimmen. Schließlich erleben die Teammitglieder, dass die
eigene Meinung gewollt, gewünscht und vor allem erfolgreich ist. Meine Meinung
ist was wert und ich darf mitbestimmen und gestalten! Wenn dieser Zustand
erreicht ist, ist auch die Meinungsbildung und Zielfindung schneller erreicht.
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