Wie werde ich agil?

Verfasst im Dezember 2019

„Ich habe mir für 2020 vorgenommen agil zu werden“ schreibt @BecomeAgile2020 auf Twitter. Für mich eine faszinierende Idee… kann man sich vornehmen, agil zu werden? Im ersten Moment dachte ich: „eine absurde Idee“ aber bereits 10 Sekunden später entstand der Gedanke „geniale Idee!“.

Natürlich kann niemand sich selbst oder anderen befehlen, agil zu werden. Was bedeutet überhaupt agil werden? @BecomeAgile2020 beantwortet sich die Frage selbst mit „#Agiliät ist vor allem eine Sache der inneren Einstellung und Haltung.“ und trifft für mich damit den Kern der Sache ziemlich genau!

Nun bin ich selbst kein Fachmann oder „Agil-Guru“. Meine innere Haltung hat sich vor 4 Jahren verändert. Auslöser war für mich das Buch von John Strelecky "The Big Five For Life". Mein Kampfsporttrainer empfahl mir das Buch. Nur widerwillig habe ich es begonnen, zu lesen. Ratgeber oder andere Bücher, die mir erzählen, wie ich das Leben besser gestalten kann, mochte ich nicht sonderlich. Daher las ich das Buch nur ihm zuliebe. Je mehr ich las, je mehr gab ich meinen inneren Widerstand auf! Besonders die „mach-mich-besser-Sitzungen“ haben mich nachhaltig geprägt und beeindruckt. Ideen vorstellen und gemeinsam weiter entwickeln. Gemeinsam ein Ziel erreichen. Nicht „das habe ICH gemacht“, sondern „das haben WIR geschaffen“. Heute ist es mir peinlich, aber diesen Gedanken hatte ich damals so gar nicht. Mein eigenes Vorwärtskommen, meine Karriere standen für mich oft im Mittelpunkt.

Seitdem haben sich für mich viele Dinge verändert. Meine innere Haltung hat sich komplett gedreht. Heute zählt für mich mehr das Ziel und der GEMEINSAME Weg dorthin! Niemand erreicht etwas alleine! Ich alleine bin nicht wichtig, sondern die Menschen um mich herum, die alle etwas zum Erfolg beitragen! Egal wie!

Zwangsläufig hat sich daraus auch meine berufliche Laufbahn verändert. Zur gleichen Zeit wurde mir eine Stelle als Projektleiter für ein großes Umstrukturierungsprojekt an einer deutschen Hochschule angeboten. Die komplette Struktur sollte sich verändern. Ein integriertes Managementsystem aufgebaut, das Qualitätsmanagement gesteigert, die Kommunikation verbessert werden. Ziel war die Eigenzertifizierung. Ein ambitioniertes Projekt, was mich auch wirklich reizte! So unterschrieb ich gerne den Vertrag. Und genau da passierte es: Am Tag der Vertragsunterzeichnung traf ich das erste Mal auf mein künftiges Team. Und genau in dem Moment sagte mein Bauchgefühl NEIN! Ich spürte kein Miteinander. Hier waren Menschen zusammengewürfelt, die alle nur IHR Ziel verfolgten. Noch bevor ich den Job antrat, kündigte ich wieder…

Diesen Beitrag habe ich bereits Dezember 2019 verfasst und war auf einem früheren Blog veröffentlicht.

Wie wird man nun agil? Für mich ist es einfach vorleben und begeistern! Und damit meine ich nicht nur, dass ich Menschen vorlebe und begeistere – auch ich selbst erlebe jeden Tag neue Aspekte und werde von Ideen begeistert! Das Lernen und Begreifen hört für mich nie auf! Lebenslanges Lernen trifft es wohl am besten. Miteinander statt nebeneinander oder schlimmstenfalls gegeneinander. Scrum stellt für mich da eine gewisse Handlungsleitschnur – auch losgelöst von Projektmanagement dar. Im Team arbeiten, kommunizieren und reflektieren. Das ist für mich persönlich agil!

Ich habe das große Glück heute in einem Umfeld tätig zu sein, welches mir den Gestaltungsraum für agiles Denken und Arbeiten ermöglicht. Das Deutsche Rote Kreuz stellt den Menschen und das Verhältnis untereinander, gekennzeichnet von Gleichwertigkeit und gegenseitigem Vertrauen in den Mittelpunkt. Nichtsdestotrotz ist auch hier der Wandel nicht selbstverständlich. Aber der Weg ist auch hier das Ziel und wir sind auf einem guten Weg! Hierarchien werden abgebaut, gemeinsame Entscheidungsfindung statt command&control. Vielleicht schaffen wir 2020 auch mal eine „mach-mich-besser-Sitzung“. Ich glaube daran!